Frühling / Sommer 2016

Unterwegs mit …

Im Zusammenhang mit dem Projekt „Kultur ohne Ausnahme“ fragen wir nach den Ansichten und Erfahrungen von Menschen aus Reutlingen und versuchen dabei Schritt für Schritt zu lernen: Wie muss es sein, damit es möglichst für alle passt? Hierfür sind wir mit ganz unterschiedlichen Reutlinger Bürger_innen im Kulturleben unterwegs. Was wir dabei erfahren, wollen wir zukünftig mit Hilfe von Texten und anderen Medien weiter erzählen. Der Arbeitstitel hierfür lautet: „Unterwegs mit…“.

Wenn man mit Maria Eckert unterwegs ist, kann man zum Beispiel erfahren, dass sie vor einiger Zeit das Buch „Ein ganzes halbes Jahr“ gelesen hat. Nun läuft am 23. Juni 2016 die Verfilmung des Buches im Reutlinger Cineplex – Kino an. Frau Eckert will den Film unbedingt sehen und empfiehlt das auch anderen Menschen mit und ohne Handicap. Im folgenden Video erzählt sie von Schwierigkeiten der Hauptpersonen im Film und auch von Herausforderungen, den der Kinobesuch im Cineplex Planie für Rollstuhl-Fahrerinnen und Rollstuhl-Fahrer mit sich bringt:

Auch ein Besuch im Schwimmbad kann für viele Menschen zu einem guten (Kultur-)Leben beitragen. Helga Jansons beispielsweise will das eigentlich sehr gerne machen. Dafür braucht sie allerdings angemessene Bedingungen. Im Mai war sie bei einer Straßenaktion der Behindertenliga für Verbesserungen im Reutlinger Freibad dabei. Gemeinsam mit ihren Mittreiter_innen setzt sich Helga Jansons für angemessene Umkleidemöglichkeiten, barrierefreie Sanitäranlagen und Lifter an den Wasserbecken ein. Im Freibad und in der Stadt insgesamt gibt es einiges zu tun, um allen Menschen den Zugang zum kulturellen Leben zu ermöglichen:

Angelika Lotterer wirkt im Arbeitskreis Selbstbestimmung mit, wo sie sich unter anderem für die Belange von Menschen mit Lernschwierigkeiten engagiert. Darüber hinaus setzt sich der Arbeitskreis Selbstbestimmung aber auch dafür ein, dass möglichst alle Menschen in Reutlingen und darum herum gut leben können.

Als Expertinnen und Experten in eigener Sache sind die Mitglieder des Arbeitskreises ebenso für eine Kultur ohne Ausnahme unterwegs, wie Markus Lemcke, der im folgenden Video am Computer zu sehen ist. Er ist unter anderem Experte für den Abbau von Barrieren im Umgang mit Computern, Tablets und Mobiltelefonen. Außerdem kennt er sich mit dem Thema „Barrierefreier Internetzugang“ aus (weitere Informationen).

Mit dem Abbau von Barrieren hat auch der Arbeitskreis Selbstbestimmung schon einige Erfahrungen gesammelt, zum Beispiel bei der Einführung von Symbolen als Orientierungshilfen im Reutlinger Stadtbus-Verkehr.

Unterwegs sind wir seit längerer Zeit auch schon mit Franziska Schiller. Als Expertin in eigener Sache eröffnet sie immer wieder weiterführende Perspektiven bei der Suche nach Handlungsmöglichkeiten für eine Kultur, die möglichst allen Menschen gerecht wird. Für sie hört das nicht an den Stadtgrenzen auf. Regelmäßig erkundet sie auch andere Orte, um dort Kultur zu genießen und selbst Kultur zu schaffen. In diesem Zusammenhang nutzt sie oft öffentliche Verkehrsmittel. Im folgenden Videoausschnitt sind Franziska Schiller und noch einmal Markus Lemcke zu sehen.

„Ich will nicht dumm sterben“, sagt Franziska Schiller. Fortwährend ist sie unterwegs, um immer neue Facetten des (Kultur-)Lebens zu erkunden. Auf dem Foto unten sehen wir sie zusammen mit der Zeitungsjournalistin Gisela Sämann vom Reutlinger Generalanzeiger:

Franziska Hospitation2

Bei Frau Sämann konnte Franziska Schiller im Mai eine Woche lang hospitieren und hat dabei wieder mal viel Neues erfahren – aber nicht nur sie: Die Zeitungsfrau berichtete, dass sie auch viel von Franziska Schiller gelernt hat. Ein Beispiel ist nach ihren Worten,„dass wir die Experten in eigener Sache, also Menschen mit Behinderungen, mehr einbeziehen sollten in unsere Berichterstattung.“

Beim Perspektiven erweitern hilft uns auch die Zusammenarbeit mit einem jungen Mann, der im Frühjahr im Kulturzentrum franz.K zwei Dutzend Gäste empfangen hat, um den Film „Rainman“ zu zeigen und dabei auch über sich selbst zu sprechen. In seiner Einladung schrieb er unter anderem: „Da ich ein sehr großer Filmfan bin, habe ich schon ziemlich viele Filme gesehen. Aber es gibt da einen Film, der besonders die Menschen mit Besonderheiten betrifft und zwar genau in der Mitte ihres Geistigen Verstandes. Dieser Film handelt von zwei Männern. Der eine von denen ist etwas Besonderes und dem anderen ist seine Innenwelt unbekannt“.

Dass auch der Blick in die Vergangenheit sehr wichtig sein kann, daran werden wir immer wieder erinnert, wenn wir mit einer in den 1930er Jahren geborenen Frau unterwegs sind, aus deren Perspektive die Erinnerungskultur eine ganz besondere Bedeutung hat.

Von den Ansichten und Erfahrungen dieser Menschen und von vielem mehr, was wir „unterwegs mit …“ erfahren, wollen wir zukünftig auf der Internetseite der Agentur für unschätzbare Werte und auch an anderer Stelle ausführlicher berichten – manchmal durch Texte, manchmal durch Videos und manchmal vielleicht auch in einer ganz anderen Form.